Anlässlich ihres 50-jährigen Jubiläums (Herzlichen Glückwunsch dazu!) richtet die Bayerische Schachjugend unter anderem einen Länderkampf für U12 Mannschaften aus.
Hessen ist mit einer Mannschaft bestehend aus Bayastan Sydykov, Justus Mandalka, Anton Belin, Toni Stehning und Theo Draude vertreten.
Die Partien inklusive Stream und alle Ergebnisse findet man auf der Seite der Bayerischen Schachjugend
Nachdem die Anreise sehr glatt lief, wurde beim Warten auf die Auslosung bereits das Außengelände der Jugendherberge Bayreuth in Beschlag genommen. Um kurz nach 15 Uhr startet dann die Begrüßung, im Laufe derer auch 4 Jubiläums-Chessys durch den Vorsitzenden der DSJ, Niklas Rickmann, vergeben wurden.
Kurz vor 16 Uhr war es dann endlich soweit – die erste Runde startete.
Gegen die Auswahl der Bayerischen Mädchen waren wir leichter Favorit. Dies spiegelt sich im Spielverlauf ebenfalls nur leicht wieder. Als erste war die Partie von Anton beendet. Er hatte mit Schwarz etwas Druck auszuhalten, konnte diesen aber neutralisieren und in ein ausgeglichenes Turmendspiel abwickeln.
Die drei anderen ließen sich aber so viel Zeit mit ihren Partien, dass bereits Abendessen zurückgestellt wurde. Es ging dann aber ganz schnell.
Als nächstes war Justus fertig, er hatte ausgangs der Eröffnung zwei Mehrbauern eingesammelt, deren Verwertung sich dann aber noch anspruchsvoller erwies als vom Schreiber dieser Zeilen gedacht.
Toni spielte mit Weiß eine sehr wilde Partie, obwohl der Computer die ganze Zeit Ausgleich anzeigte, was aus menschlicher Perspektive nicht so schien. Beide Parteien lockten den gegnerischen König unter Opfern ins Freie, ein klares Durchkommen war aber für niemanden zu erkennen. Das Remis war der logische Schluss.
Damit lief nur noch die Partie von Bayastan an Brett 1 und ein Remis war ausreichend für den Mannschaftserfolg. Da die Partie die Remisbreite aber nicht wirklich verließ, war dies aber kein Problem und somit stand der 2,5:1,5 Sieg fest.
Am Sonntag Vormittag geht es gegen den Zweitgesetzen, Bayern II, was einen schwierigen Kampf erwarten lässt.
Tatsächlich lief es deutlich glatter als erhofft – zwischenzeitlich lag sogar ein 4:0 im Bereich das Möglichen.
Den Auftakt lieferte Anton mit einem schönen Angriffssieg. Ging ausgangs der Eröffnung noch eine Qualität verloren, setzte er danach auf Initiative und dem gegnerischen König zu.
In der Diagrammstellung ist nach c6! für Schwarz guter Rat teuer, kurze Zeit später stand es 1:0.

Danach steuerten Bayastan und Theo ebenfalls schöne Siege dabei, sodass es recht schnell 3:0 Stand. Als letztes lief noch die Partie von Justus, er hatte in der Eröffnung einen Bauern gewonnen und die Verwertung schien nur eine Frage der Technik zu werden. Am Ende verleibte sich sein König unvorsichtigerweise einen Bauern ein und fand sich konsequenterweise in einem Mattnetz wieder. Der klare Sieg war trotzdem eine positive Überraschung.
Gut gestärkt ging es nach dem Mittagessen in Runde 3 gegen das Team Deutschland, angeführt von Hussain Besou.
Bayastan trat gegen ihn an, spielte ein gute Partie, musste sich nach einem Versehen dann aber doch geschlagen gegeben. Da Theo seine Partie gegen den kleinen Bruder von Hussain aber gewann, stand es damit 1:1.
Die beiden noch laufenden Partien von Justus und Toni gaben auch Hoffnung auf mindestens einen Mannschaftspunkt.
Toni zeigte, warum in Turmendspielen der eigenen Turm hinter den Freibauern gehört und sein Gegner musste feststellen, dass der Turm nicht gut als Blockadefigur geeignet ist.
Beim Stand von 2:1 lief also noch die Partie von Justus und er hatte in einem Sizilianer positionelle Vorteile angesammelt, die in erst einem, dann zwei Mehrbauern resultierten.
Deren Verwertung war jedoch nicht ganz einfach, nach knapp 4 Stunden Spielzeit setzte er sich aber durch und der Kampf wurde mit 3:1 überraschend deutlich gewonnen.
Nach dem Abendessen wurde die Tischtennisplatte in Beschlag genommen.
Man munkelt, dass Teilnehmer sich sogar für die Vorbereitung nur schwer von dieser lösen konnten.
Am Montag wird nur eine Runde gespielt, diese könnte bereits turnierentscheidend sein. Mit Bayern I steht wieder ein starker Gegner auf dem Programm, wir haben aber ja bereits gesehen, dass trotzdem alles möglich ist.
Der Wettkampf gegen Bayern I verlief sehr ausgeglichen. Nach kurzer Zeit hatten sich erst Anton und dann Toni mit ihren stärker eingeschätzten Gegnern auf Remis geeinigt. Bayastan folgte mit dem gleichen Ergebnis einige Zeit später. Justus musste länger um den halben Punkt kämpfen, in seiner Partie schlug die Stellungsbewertung in alle Richtungen aus und beide Seiten hatte gute Chancen auf den vollen Punkt. Schlussendlich endete auch diese Partie mit Remis und somit stand das Mannschaftsunentschieden gegen nominell favorisierte Bayern fest.
Damit stehen diese beiden Mannschaften nun mannschafts- und brettpunktgleich auf dem ersten Platz. Da ist Spannung für die letzten drei Runden garantiert.
Am spielfreien Nachmittag gab es für die Teilnehmer eine Schnitzeljagd durchs Haus sowie ein Fußballturnier. Beides wurde mit viel Begeisterung angenommen.
Am Dienstag Vormittag geht es gegen Bayern III, die auf dem Papier zwar nicht so stark erscheinen, aber schon einige Punkte gesammelt, sodass wieder ein ausgeglichener Mannschaftskampf zu erwarten ist.
Es wurde dann auch ein umkämpftes Duell, in dem sich Theo an Brett 4 als Matchwinner erwies, doch dazu gleich mehr.
Aus der Eröffnung heraus sah es ganz gut aus, lediglich Justus am Spitzenbrett war unter Druck geraten und musste eine Stellung mit Minusbauern verteidigen.
Toni hatte sich Raumvorteil erspielt und Anton hatte mit Schwarz mindestens ausgeglichen. Kurz darauf gewann Theo unter Hilfe seiner Gegnerin erst eine Figur und dann noch mehr Material, das war das 1:0.
Trotz beidseitiger Chancen sollte dies die einzige entschiedene Partie im Wettkampf bleiben.
Bei Anton wurde im Doppelturmendspiel die Friedenspfeife geraucht, während Toni ins Remis einwilligte, nachdem er in optisch ansprechender Stellung den Faden verloren hatte und sein Vorteil sich verflüchtigt hatte.
In der Zwischenzeit hatte sich Justus aus der Druckstellung befreit und konnte sogar einen Bauern gewinnen, aber wie heißt es so schön: Turmendspiele sind immer Remis!
Damit war aber trotzdem der Sieg sichergestellt, 2,5:1,5 lautete das Endergebnis. Da Bayern I mit 3:1 gewann, lagen sie nach Runde 5 mit einem halben Brettpunkt in Führung.
Am Nachmittag ging es gegen das starke Team aus Sachsen.
Hier blieb Toni an Brett 3 als erster siegreich und Theo verwertete seine Stellungsvorteile im Königsangriff zum 2:0.
Über Bayastans Königsstellung waren da aber bereits dunkle Wolken aufgezogen. Mit einem Läuferopfer auf h7 wurde der schwarze König ins Freie gelockt und zwei Springer im Zusammenspiel mit der Dame sorgten dann für zwei Mehrbauern für Weiß. Bayastan stellte seinen Gegner noch vor Probleme, schlussendlich setzten sich die Mehrbauern aber durch, 2:1.
Die letzte Partie des Mannschaftskampfs spielte Anton, der einige Bauern geopfert hatte, um dem gegnerischen König zu Leibe zu rücken. Mit ungleichfarbigen Läufern auf dem Brett mussten beide Könige Vorsicht walten lassen und ein paar (zugegebenermaßen nicht leicht zusehende) Chancen später endete diese Partie mit Remis.
Damit wurde der zweite Tabellenplatz gefestigt, von die Mannschaft sogar nicht mehr zu vertreiben ist. Aufgrund eines hohen 3,5:0,5 Sieges baute Bayern I seinen Brettpunktvorsprung aber auf 1,5 Punkte aus. Damit bedarf es am morgigen Mittwoch neben einem möglichst hohen Sieges gegen Erkenschwick auch Hilfe der Vertretung aus Sachsen-Anhalt.
Leider schien am Schlusstag die Luft etwas raus zu sein. Toni wurde in der Eröffnung überrascht und fand nicht die passende Erwiderung. Theo hatte in einem Najdorf mit Schwarz schnell eine angenehme Stellung erreicht, schien die Dame des Gegners bereits gewonnen zu haben, bevor sein Gegner mit einem Zwischenzug selbst die Dame gewinnen konnte.
Bayastan an Brett 1 hatte eine optisch sehr ansprechende Stellung erzielt, es war aber kein eindeutiges Weiterkommen sichtbar und das Gegenspiel des Schwarzen begann Fahrt aufzunehmen, Remis war die logische Folge.
Beim Stand von 0,5:2,5 versuchte Justus noch Leben in seine Partie zu bringen, in ausgeglichener Stellung einigte er sich mit seinem Gegner dann aber doch auf Remis.
Damit stand mit dem 1:3 die erste und einzige Niederlage im Turnier fest und damit war bereits klar, dass der Turniersieg nach Bayern gehen würde. Diese ließen auch in der letzten Runde nichts anbrennen und gewannen auch diesen Mannschaftskampf souverän.
Der zweite Platz ist aber ein super Ergebnis!
Vielen Dank an das Team der Bayerischen Schachjugend um Johannes Pfadenhauer für die gute Organisation eines sehr schönen Turniers!