Schon seit einigen Jahren findet die Deutsche Ländermeisterschaft (DLM) über den Tag der deutschen Einheit statt und so machte sich auch dieses Jahr der hessische 8er bestehend aus:
1. Kevin Haack
2. Bayastan Sydykov
3. Adam-Kristof Baranyai-Molnar
4. Philipp Mester
5. Maja Buchholz
6. Toni Stehning
7. Polina Bezsonna
8. Helena Wolf
auf den Weg zum Ländervergleich. 2024 fand die DLM in Tübingen (Baden-Württemberg) statt und in BaWü soll es ganz nett sein – habe ich mir sagen lassen.
Unter obigem Link findet ihr alle Ergebnisse und Partien. Falls ihr also Markus bissigen Kommentar vollends genießen möchtet, macht euch direkt die Partien nebenbei auf.
Die Anreise am Mittwochnachmittag verlief entspannt, einige probierten sich an Taktikaufgaben, andere philosophierten über Goethes Faust, wieder andere testeten ihr Allgemeinwissen im Quizduell. Während es am Abend noch einen PR Termin von TlfE Fabian Czappa (der Paparazzo scheut vor nichts…) gab, reiste Kevin mit einer späteren Verbindung an. Eine „urplötzliche“ Klausur hatte einen kurzfristigen Fahrplanwechsel erzwungen.
Die hessischen Trainer (Oliver Stork und Markus Hahn) bekamen am Abend noch von einer schleswig-holsteinschen Wahrsagerin/Tänzerin/Sängerin (alles gleichzeitig) eine kleine Persönlichkeitsauskunft über unsere Pullover. Mit der Erkenntnis, dass mein roter Pullover positive Energie und Olivers weißer Pullover Intelligenz ausstrahle, ging es in die Vorbereitung bzw. ins Bett.
Alles in allem ein ruhiger Anreisetag, den wir auch brauchen würden, da dieses Jahr ausschließlich Doppelrunden den Zeitplan füllten.
Runde 1 Sachsen-Anhalt
Nach der Abgabe der Aufstellungen am Mittwochabend gingen wir von Setzlistenplatz 4 ins Turnier und am Donnerstagmorgen wartete die traditionell jung aufgestellte Mannschaft aus Sachsen-Anhalt auf uns. Bei Sachsen-Anhalt, die zu neunt angereist waren, setzte mit Anton Belin ein ehemaliger Hesse aus. Netterweise „wollte“ er uns keinen Schaden zufügen, denn im weiteren Turnierverlauf kannte mit 5/5 keine Gnade.
Nach getaner Vorbereitung und spätem Frühstück trennte sich das hessische Trainerteam. Oliver Stork, bereits mit 21 Jahren ein weiser Trainer, entschloss sich direkt den ersten Schönheitsschlaf einzulegen (weise Trainer schlafen während der Runde). Ich hingegen ließ mich auf eine kleine Stadterkundung mit anderen Trainern ein.
Nach meinem Stadtrundgang und neuen Erkenntnissen über große Augustusköpfe und die Entdeckungsgeschichte der DNS riskiere ich einen Blick in den Turniersaal und die beendeten Partien und laufenden Bretter sehen ungefähr so sonnig wie das Wetter im Oktober aus…
Maja hat sich in guter Stellung veropfert, einem klassischen doppelten Läuferopfer auf h7 und g7 folgte leider kein Treppenmatt, sondern ein trostloses Endspiel mit Minusturm. Das Material, das Maja zu viel opfert, traut sich Helena im Drachen nicht zu opfern (klassische Qualität auf c3), so dass Weiß irgendwann wieder das Ruder übernimmt und mit einem starken d-Freibauern die Partie entscheiden kann.
Den einzigen Sieg zu diesem Zeitpunkt hat Polina (s. Partie rechts, klickt auf einen Zug, um ein Brett zu erhalten), die nach einem nicht ausgenutzten Fehler im frühen Mittelspiel ihre Bauernmehrheit überzeugend zu nutzen weiß, eingefahren.
1 – 2 Rückstand also und die laufenden 5 Bretter versprechen nicht allzu viel Hoffnung. Fast alle zwischen Zug 25-30 und beide Seiten unter 5, teilweise 1, Minuten. Kaum habe ich mir Überblick über den Stand und die Bretter verschafft, verliert Toni (in schlechter Stellung) auf Zeit. Zeitgleich fällt Bayastan beim Schlagen eines Bauern, eben dieser herunter, so dass er gerade noch mit 1 Sekunde die Uhr drückt (es war nicht das letzte Mal, dass ich eine Sekunde an diesem Brett sehe). Philipps Stellung ist jenseits von Gut und Böse, Kevins lästige anhaltende Initiative scheint mit einer cleveren Dauerschachdrohung elegant neutralisiert worden zu sein und Adam ist mit 2 Mehrbauern, aber furchtbar passivem Turm im Turmendspiel die positivste Erscheinung. Ich verlasse erst einmal den Turniersaal für 30 Minuten – ist besser für das Herzinfarkt-Risiko.
Nach der Zeitkontrolle herrscht etwas mehr Klarheit, allerdings keine gute Klarheit. Kevin muss leider dem Remis zustimmen, während Bayastan nach eingestelltem Bauern in Zeitnot noch relativ entspannt das Remis bekommt.
Es steht also 2 – 4, Philipp verwaltet weiterhin seine Verluststellung, während Adam einen Bauern zurückgegeben hat, um seinen Turm zu aktiveren. An der objektiven Stellungseinschätzung Remis ändert das nichts.
Nach der Zeitnot gibt es für Philipps Gegner keinen einfachen Gewinn mehr und er schafft es Stück für Stück sich zurück zu kämpfen.
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